Pressemitteilungen Nord-Süd Stadtbahn Köln
05.06.2009 Schalltests unter der Philharmonie - Rohdaten werden ausgewertet - Zusätzliche Versuche geplant
Vom 25. bis 28. Mai wurden in dem Rohbau des Tunnels unter der Philharmonie umfangreiche schall- und schwingungstechnische Versuche durchgeführt, um Erkenntnisse über die Übertragung von Schall und Schwingungen in die Räumlichkeiten der Philharmonie zu gewinnen. Durch unterschiedliche Versuchsanordnungen wurde eine Vielzahl von Daten und Messergebnissen gewonnen. Das Ingenieurbüro Uderstädt + Partner, mit den Messungen und Berechnungen betraut, beabsichtigt noch weitere Versuche, um eine erkannte mögliche Beeinflussung der Daten durch von der Rüttelmaschine erzeugten Luftschall rechnerisch zu erfassen.
Die Frage, was und wieviel an Immissionen während dieser "Laborversuche" in den Räumlichkeiten der Philharmonie zu hören oder zu spüren war, spielt nur eine untergeordnete Rolle: Es gilt herauszufinden, wie sich bei unterschiedlichen Versuchsanordnungen die Werte der Schalldruckmessungen und Frequenzmessungen verändern.
Nicht Messwerte sondern Berechnungen sind das Ergebnis
Erst durch umfangreiche Berechnungen lässt sich anschließend ermitteln, welches bautechnische Verfahren beim Einbau der Gleise die gewünschte Reduzierung von Körperschall erzielt - speziell bezogen auf die vorhandenen Baukörper und die vor Ort eintretende Wirkung von Körperschallwellen, die durch eine vorbeifahrende Stadtbahn ausgelöst werden.
Rüttelmaschine viel lauter als Stadtbahn
Im Mittelpunkt der öffentlichen Erörterungen stand bislang die Bewertung subjektiver Hörerlebnisse während der Durchführung der Versuche. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die eingesetzten Rüttelmaschinen eine bis zu achtmal höhere Lautstärke erzeugen als eine durchfahrende Stadtbahn (siehe Diagramm). Beim Vergleich von Messwerten in dB(A) ist weiterhin zu beachten, dass die Bewertung der Lautstärke nicht linear sondern exponentiell erfolgt, d. h. bei einer Erhöhung um ca. 10 dB(A) nimmt der Mensch in der Regel subjektiv eine Verdoppelung der Lautstärke war.
Bei den bisherigen Ergebnissen der Versuche handelt es sich also um Rohdaten, die im Labor zu den entsprechenden Kennwerten weiter verarbeitet werden. Derzeit werden diese Arbeiten durchgeführt. Auch vom WDR wurden parallel verschiedene Messungen selbständig durchgeführt. Deren Auswertungen liegen derzeit ebenfalls nicht vor.
Da die Messungen im Tunnel und der Philharmonie unter einer Ersatzanregung erfolgten, können diese Ergebnisse nicht unkorrigiert auf die spätere tatsächliche Situation "Stadtbahnvorbeifahrt" übertragen werden. Hier sind entsprechende Umrechnungen erforderlich. Dies gilt auch für die Messungen, die vom WDR durchgeführt wurden. Mit dem Akustiker des WDR ist vereinbart, dass die Ergebnisse der Messungen abgeglichen und die Umrechnungen abgestimmt werden.
Weitere Versuche vorgesehen
Aus den derzeit bereits gesichteten Messdaten lässt sich ablesen, dass die in der Philharmonie gemessenen sehr niedrigen Schallpegel eventuell noch durch den von der Rüttelplatte auf der Tragkonstruktion erzeugten Luftschall beeinflusst werden. Die Rüttelplatte erzeugt auf dem Traggerüst sehr hohe Schallpegel, die möglicherweise über die Betonstruktur übertragen werden. Die Schallpegel der Rüttelplatte liegen deutlich über denen der späteren Stadtbahnvorbeifahrten. Daher ist vorgesehen, in der 25. Kalenderwoche noch ergänzende Messungen mit einer anderen Ankopplung an das Masse-Feder-System durchzuführen.
Ziel der Untersuchungen ist es, die für die speziellen Anforderungen der Philharmonie optimale Variante eines Masse-Feder-Systems zu ermitteln. Hierbei werden die Messwerte der Messung unter Ersatzanregung hilfsweise zur Beurteilung der Systeme herangezogen. Ein Nachweis der unter einer Stadtbahnvorbeifahrt tatsächlich auftretenden Immissionen in der Philharmonie ist damit nicht verbunden.
Ein seit Jahren abgestimmtes Verfahren wird umgesetzt
Bereits im Jahre 1994 wurde durch das Ingenieurbüro Uderstädt + Partner eine erste Immissionsprognose durchgeführt. Als Bestandteil des am 30.7.1999 beantragten Planfeststellungsverfahrens, das Grenzwertfestlegungen für Schall und Erschütterungen enthält, ergab sich auch die Notwendigkeit zum Einbau einer speziellen Oberbauform beim Gleisbau. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde festgelegt, dass ein hochwertiges Masse-Feder-System im Bereich der Philharmonie vorzusehen ist.
Im Verlauf des Planfeststellungsverfahrens gab es keine Einwände gegen den Bau und Betrieb der Nord-Süd Stadtbahn unter der Philharmonie. Im Planfeststellungs-beschluss vom 30.4.2002 wurde die Stadt Köln verpflichtet, die dem damaligen Zustand entsprechenden Werte von Körperschall (max. Lpa = 25 dB(A)) und Erschütterungen (KBF = 0,01) einzuhalten. In einem Beschluss des damaligen Dezernenten der Stadt Köln für Bauen und Verkehr, Prof. Bela Dören, wurde zusätzlich festgehalten, beim Bau des Tunnels vorsorglich eine Sohl-Absenkung durchzuführen, um alle möglichen Bauformen eines Masse-Feder-Systems anwenden zu können. Auf der Grundlage des geltenden Planfeststellungsbeschlusses wird das jetzt laufende Verfahren zur Ermittlung eines optimalen Masse-Feder-Systems umgesetzt.
Bericht Schallmessung Philharmonie
zurück zur Übersicht