Pressemitteilungen Nord-Süd Stadtbahn Köln
28.02.2012 Herstellung eines Besichtigungsbauwerks zur Untersuchung der Unglücksursache
Bei dem Unglück am Waidmarkt am 3. März 2009 stürzten das Historische Archiv der Stadt Köln und zwei benachbarte Wohngebäude ein. Zwei junge Männer kamen hierbei ums Leben. In einem strafrechtlichen Verfahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln mit eigenen Gutachtern gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Baugefährdung.
Um herauszufinden, welche Ursachen zum Einsturz des Historischen Archivs am 3. März 2009 geführt haben könnten, haben die Stadt Köln und die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) am 9. März 2009 zusätzlich ein selbständiges Beweissicherungsverfahren gegen die Arbeitsgemeinschaft Nord-Süd Stadtbahn Köln, Los Süd (kurz: Arge Los Süd) beim Landgericht Köln beantragt. Als Sachverständiger zur Durchführung dieses Verfahrens wurde seitens des Gerichts der Kasseler Professor für Geotechnik und Geohydraulik Dr.-Ing. Hans-Georg Kempfert bestellt. Dieser arbeitet unabhängig von den Antragstellern und berichtet direkt an das Gericht.
Nach Abschluss der Archivalienbergung durch die Stadt Köln führt Prof. Kempfert mit Hilfe von Tauchern derzeit innerhalb der Bergebaugrube Untersuchungen an der Außenseite der Schlitzwand des Gleiswechselbauwerks Waidmarkt durch. Im Anschluss hieran wird die Baugrube am Waidmarkt voraussichtlich Ende des zweiten Quartals 2012 der KVB übergeben. Diese wird gemeinsam mit der Stadt Köln ein so genanntes Besichtigungsbauwerk errichten, das von den Gutachtern der Staatsanwaltschaft sowie von dem Sachverständigen des Gerichts gleichermaßen genutzt werden wird, um die Schadensursache zweifelsfrei aufklären zu können.
Bei der Besichtigungsbaugrube handelt es sich um einen 5,10 mal 12,30 Meter großen Schacht (Innenmaße), der vor der Schlitzwandlamelle 11 an der Ostseite des Gleiswechselbauwerks errichtet wird. An dieser Stelle wird in einer Tiefe von ca. 26 bis 32 Metern unterhalb der Geländeoberkante und bis etwa 6 Meter tief unter der Baugrubensohle des Gleiswechselbauwerks ein Defekt in der Schlitzwand vermutet. Hierauf weisen u.a. bereits kurz nach dem Einsturz vom Sachverständigen Kempfert durchgeführte thermische und seismische Untersuchungen hin.
Zunächst wird eine Baugrubenumschließung gebaut, die aus 19 überschnittenen Bohrpfählen besteht. Die Durchmesser der Pfähle betragen jeweils 1,50 Metern und haben eine Länge von 38,70 Metern. Mithilfe eines Düsenstrahlverfahrens bei dem Zementsuspension in die Fugen zwischen der Wand des Gleiswechselbauwerks und der Bohrpfahlwand eingepresst wird, wird das Besichtigungsbauwerk an die Schlitzwand angedichtet.
Zudem wird im Bereich der Fugen der Schlitzwandlamellen 10/11 und 11/12 eine Bodenvereisung mittels Sole durchgeführt, um die Sicherheit der Andichtung zu erhöhen. Vor der Fuge 10/11 wird zusätzlich eine Stickstofflanze eingebracht, um dort besonders viel Kälte eintragen zu können und so den Bereich, in dem die Fehlstelle vermutet wird, sicher untersuchen zu können.
Innerhalb der Besichtigungsbaugrube muss bis zu einer Tiefe von ca. 19,0 Metern mit einem Bohrpfahlgerät der verfestigte Verfüllboden der Bergebaugrube entfernt werden. Danach wird das darunter liegende Erdreich unter Wasser abgesaugt. Im Verlauf dieser Arbeiten werden zur Aussteifung der Baugrube insgesamt acht Stahlrahmen eingebaut.
Am Waidmarkt liegt der Grundwasserspiegel (je nach Rheinpegel) bei ca. 9 Metern unter der Geländeoberkante bzw. 3 Metern unterhalb der Oberkante des Gleiswechselbauwerks. Darunter befindet sich Wasser in dem Besichtigungsschacht, das aus Gründen der Statik nicht abgepumpt werden kann.
Die mit Beginn des Erdaushubs parallel stattfindenden Untersuchungen zur Beweissicherung können daher nur von Tauchern ausgeführt werden, die nach Vorgabe und im Ermessen des vom Gericht bestellten Gutachters Prof. Kempfert arbeiten werden. Dieser wird im Zuge des jeweils um 50 Zentimeter Tiefe fortschreitenden Aushubs die Schlitzwand des Gleiswechselbauwerks abschnittsweise detailliert mit seinen Tauchern untersuchen und die Situation mit Hilfe von Foto- und Filmaufnahmen dokumentieren.
Alle Bauabläufe werden sich an den Arbeiten des Gutachters orientieren. Der Aushub, ca. 820 Kubikmeter Boden im vermuteten Schadensbereich, erfolgt - mithilfe einer Saugpumpe - durch die Taucher des Gutachters Prof. Kempfert.
Der Bau des Besichtigungsbauwerks mit parallel stattfindenden Untersuchungen wird voraussichtlich Ende 2013 abgeschlossen sein. Sind die erzielten Ergebnisse bzgl. der Schadensursache nicht eindeutig, ist es ggf. auf Verlangen des Gutachters Prof. Kempfert notwendig, weitere Untersuchungsschritte zu ermöglichen.
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