Pressemitteilungen Nord-Süd Stadtbahn Köln

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20.08.2007 Kölner Schildvortrieb erfolgreich beendet

"Tosca", "Rosa" und "Carmen" haben ihre Tunnel fertig

Insgesamt drei Tunnelbohrmaschinen gingen in Köln an den Start. Als erste begann die 1.020 Tonnen schwere "Tosca" am 6.6.2006 mit dem Vortrieb. Als letzte erreichte die baugleiche Schwester "Rosa" ihr Ziel am 4. August 2007. Dazwischen liegen 423 Tage, in denen auch die Tunnelbohrmaschine "Carmen" ihre zwei Röhren im Nordlos der Baumaßnahme fertig stellte.

In dieser Zeit gruben alle drei Maschinen insgesamt rund 310.500 Kubikmeter Erde unter der Alt- und Innenstadt heraus und bauten 5.881 Meter Tunnelröhre. Zusammengenommen wiegen die Röhren um die 144.964 Tonnen und bestehen aus 31.034 einzelnen, stahlbewehrten Betonsegmenten (Tübbingen) mit einer Breite von 1,50 Meter.

Im Norden, wo die Röhren zwischen Breslauer Platz und der Rückseite der Philharmonie lediglich einen Innendurchmesser von 5,70 Meter aufweisen, besteht ein Ring aus jeweils sechs Tübbingen und einem Schlussstein und ist rund 26 Tonnen schwer. Im Südlos zwischen Bonner Wall und Kurt-Hackenberg-Platz beträgt der Innendurchmesser der Tunnel 7,30 Meter. Die Ringe wurden daher in diesem Bereich aus sieben Elementen und einem Schlussstein gebaut und wiegen um die 38 Tonnen.

"Carmen" konnte ihre Arbeit als erste der drei "dicken Mädchen" beenden.

Zwischen Juli und September 2006 fuhr sie die 259 Meter lange Oströhre auf, vom Dezember 2006 bis Februar 2007 die 241,5 lange Weströhre (Detailinformationen hierzu siehe Pressemitteilung "Tunnelbohrmaschine Carmen hat ihre Arbeit beendet" vom 13. Februar 2007).

"Tosca" folgte mit der nach Irene Ludwig, der Ehrenbürgerin der Stadt Köln, benannten Oströhre zunächst dem Verlauf der Bonner Straße und der Severin-straße, wobei die Maschine zum Teil unterhalb der vorhandenen Bebauung fuhr. Am nördlichen Ende der Severinstraße beschrieb sie eine Rechtskurve, baute die Tübbingringe unterhalb der Straße Hohe Pforte, der Stephan- und der Kasinostraße, um schließlich die Pipin- und Augustinerstraße zu unterqueren. Nördlich der zukünftigen Haltestelle Heumarkt passierte "Tosca" die Martinstraße, die Bolzengasse und den Steinweg, erreichte die Haltestelle Rathaus und ließ schließlich den Alter Markt und die Bechergasse hinter sich, um nach 401 Tagen am Kurt-Hackenberg-Platz das erste Mal wieder ans Tageslicht zu kommen.

Aus bautechnischen Gründen fuhr die Maschine in ein eigens hierfür gebautes Wasserbassin ein. Das Wasser diente dazu, einen Gegendruck für das rund um die fertige Tunnelröhre anstehende Grundwasser zu bilden, damit dieses nicht in den Zielschacht hineinfließen konnte.

"Rosa" fuhr parallel zu "Tosca" die Weströhre vom Bonner Wall bis zum Kurt-Hackenberg-Platz auf. Sie begann die Bohrung knapp zwei Monate später, am 31. Juli 2006, und kam ein bisschen schneller voran, so dass sie nach 370 Tagen bereits ihr Ziel erreichte.

"Rosa" wurde in dem Wasserbecken neben "Tosca" positioniert. Nachdem die notwendigen Abdichtungsarbeiten durchgeführt waren, konnte das Wasser abgepumpt werden. Die Maschinen sind nun erstmalig nach ihrem Start wieder in Gänze (ohne Nachläufer) zu sehen. Allerdings nur für kurze Dauer: Bereits ab Dienstag, 11. August 2007, beginnen die ersten Demontagearbeiten.

Sicherungsmaßnahmen
Im Vorfeld des Tunnelbaus fand eine Vielzahl an Maßnahmen zur Gebäudesicherung statt. In bestimmten Bereichen wurde der Boden verdichtet und somit stabilisiert, um zu gewährleisten, dass durch die Schildfahrt keine gravierenden und möglichst geringe Schäden an der darüber liegenden Bebauung entstehen. Es kamen dabei verschiedene Verfahren zur Anwendung: Zum Teil wurden Hochdruckinjektionen durchgeführt, bei denen unter einem großen Druck von bis zu 400 bar Zementsuspension in das Erdreich gedüst wurde. Nach dem Aushärten entstanden tragfähige Säulen unterhalb der Fundamente, die die Häuser zusätzlich stärkten und gegen Setzungen sicherten.

An insgesamt acht Stellen im Baulos Süd (Bonner Straße südlich des Chlodwigplatzes, Severinstraße 191-193, Augustinerstraße, Kaufhaus Kutz Nord und Süd, Alter Markt Süd, Alter Markt Nord am Roten Haus und Bechergasse vor dem Residenz Hotel) wurden aus eigens hierfür hergestellten Schächten sogenannte Kompensationsinjektionen vorgenommen. Aus den Schächten heraus wurden in mehreren Lagen übereinander gestaffelte Bohrgestänge fächerförmig in den Boden unterhalb der angrenzenden Bebauung getrieben. Über diese "Verpresslanzen" wurde unter elektronischer Kontrolle Zementsuspension in einem Umkreis von bis zu 55 Metern in den Boden eingeleitet. Dies geschah vor der Schildfahrt und auch begleitend dazu. Mit einem "Schlauchwaagenmesssystem" wurde zeitgleich jede Veränderung an Gebäuden ab einem Zehntel Millimeter gemessen. Vortriebsbedingte Bodenveränderungen konnten so durch das gezielte Einpressen von Feststoffen auch während der Unterfahrung durch die Tunnelbohrmaschinen und danach ausgeglichen werden. Schädigende Verformungseinwirkungen auf Gebäude wurden dadurch verhindert.

Des Weiteren wurden zusätzliche Sicherungsmaßnahmen in und an Gebäuden durchgeführt, wenn deren Substanz dies erforderte. Dazu gehörten Giebelabstützungen oder auch Abstützkonstruktionen innerhalb der Häuser.

Diesen Maßnahmen und der exakten Arbeit unter Tage im Schildvortrieb ist es zu verdanken, dass es bei der Unterquerung der dicht bebauten Alt- und Innenstadtbereiche nicht zu kritischen Schäden kam: Im Verlauf der nun abgeschlossenen Schildfahrten im Los Süd wurden rund 500 Gebäude messtech-nisch auf Setzungen beobachtet. Etwa 400 Gebäude davon wurden von den beiden Tunnelbohrmaschinen direkt unterfahren - jeweils 200 von der Ost- und 200 von der Westmaschine. Die Setzungen an den Gebäuden lagen - dort wo sie auftraten - im Mittel zwischen fünf und zehn Millimetern. Dabei wurden keine im Vorhinein von den Gutachtern prognostizierten Maximalsetzungen überschritten.

Erfolgreiche Durchführung
Von Anbeginn der Arbeiten an lautete die klare Anweisung der Bauherrin KVB an alle Baubeteiligten: "Sicherheit vor Schnelligkeit". Obwohl strikt nach dieser Devise vorgegangen wurde und immer wieder auch unvorhergesehene Situationen eintraten, die gemeistert werden mussten, konnten die Arbeiten innerhalb der vorgesehenen Zeit abgeschlossen werden. Zudem kam es in der gesamten Bauzeit zu keinem größeren Unfall. Dies ist sicherlich auf die große Umsichtigkeit der bauausführenden Firmen und jeder einzelnen Person zurückzuführen, die an den Arbeiten beteiligt war.

Die KVB bedankt sich für die gute und zuverlässige Leistung, die hier von den Auftragnehmern erbracht wurde und freut sich über den gelungenen Abschluss des Schildvortriebs, der einen entscheidenden Abschnitt im Verlauf des Gesamtprojektes dargestellt hat.

Abtransport und Sperrungen
Nachdem der Tunnelvortrieb beendet ist, schließt sich unmittelbar der Abtransport der Tunnelbohrmaschinen an. Hierfür ist es unvermeidbar, zweimal für jeweils fünf Tage den Kurt-Hackenberg-Platz voll zu sperren.

Die erste Sperrung beginnt am Donnerstag, 23. August 2007, ab 22.00 Uhr und dauert bis zum 28. August 2007 um 6.00 Uhr. Bereits einen Tag vorher, am Mittwoch, 22. August 2007, muss die Große Neugasse gesperrt werden.

Um die Maschinenkomponenten aus der Baugrube ausheben zu können, werden vor dem Hotel "Sofitel" ein 500 Tonnen-Autokran und ein 800 Tonnen-Großkran montiert.

Am Freitag, 24. August 2007, wird das Schneidrad von Tosca demontiert, aus-gehoben und in der Nacht auf Samstag zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr auf einem Schwerlasttransporter zum Niehler Hafen gebracht. Die Maschine wird insgesamt in sieben Teile zerlegt. Die restlichen sechs Maschinenteile werden in den darauf folgenden Nächten ebenfalls abtransportiert.

Die zweite Maschine muss innerhalb der Baugrube verschoben werden, bevor sie ausgehoben werden kann. Für ihren Abtransport wird die zweite Sperrung des Kurt-Hackenberg-Platzes erforderlich, die vom 6. September 2007, 22.00 Uhr, bis zum 11. September 2007, 6.00 Uhr, dauern wird. Auch hier muss bereits am Tag vorher, am Mittwoch, 5. September 2007, ab 22.00 Uhr, die Große Neugasse gesperrt werden.

Die Erreichbarkeit der Altstadt von Süden her ist - zum Beispiel über Gürzenichstraße und Große Sandkaul - jederzeit gewährleistet. Es werden entsprechende Umleitungsbeschilderungen vorgenommen. Die Buslinie 132 wird zwischen den Haltestellen Heumarkt und Dom/ Hbf. über die Rheinuferstraße umgeleitet. Die Haltestellen Gürzenichstraße und Rathaus können während der Sperrung leider nicht angefahren werden.

Die Parkhäuser "Dom" und "Philharmonie" sind auch während der Sperrung uneingeschränkt nutzbar. Die Einfahrt zum Parkhaus "Dom" ist über die Trankgasse möglich, die Ausfahrt - trotz Sperrung - über den Kurt-Hackenberg-Platz. Die Tiefgarage "An Groß St. Martin" ist nur für Dauerparker und Parkplatzeigentümer erreichbar und kann - ebenso wie die Tiefgarage des Brügelmannhauses - über die Straßen Auf dem Brand und Große Neugasse erreicht werden.

Während der Sperrzeit werden gesonderte Hinweisbeschilderungen zur Nutzung umliegender Parkhäuser installiert. Die Ausfahrten aus der Bischofsgartenstraße und dem Parkhaus der Philharmonie werden ebenfalls trotz Sperrung möglich sein. Lediglich für die Durchfahrt der Schwerlasttransporte wird die Straße durch Sicherheitsposten kurzzeitig abgeriegelt.

Abtransportroute
Vom Kurt-Hackenberg-Platz aus werden die Maschinenkomponenten mit einem Spezialtransporter befördert, der die großen Lasten von bis zu 176 Tonnen aufnehmen kann. Die Strecke führt über die Trankgasse unter der Domtreppe hindurch zur Komödienstraße. Von dort aus rechts ab in die Tunisstraße, noch einmal rechts in die Ursulastraße und weiter die Turiner und die Riehler Straße entlang bis in den Kuhweg zum Niehler Hafen.

Hier werden die Einzelteile der Maschinen verladen und rheinaufwärts mit Schiffen zum Hafen Kehl gebracht. Im Herstellerwerk in Schwanau werden die Maschinen generalüberholt und für einen weiteren Einsatz auf einer anderen Baustelle aufgearbeitet.


Geplante Demontage-/ Abtransportreihenfolge

TBM Ost          TBM West        
Mi, 22.08.07    Mi, 05.09.07    ab 22.00 Uhr   Sperrung Große Neugasse Aufbau 500 to Autokran
Do, 23.08.07    Do, 06.09.07   tagsüber         Vormontage Autokran
Do, 23.08.07    Do, 06.09.07   ab 22.00 Uhr   Vollsperrung Kurt-Hackenberg-Platz Antransport am 23.08.07 und Montage Großkran
Fr, 24.08.07      Fr, 07.09.07                          Demontage Schneidrad
Fr, 24.08.07 -Sa, 25.08.07    Fr, 07.09.07 -Sa, 08.09.07    22.00 Uhr -06.00 Uhr    Abtransport Schneidrad
Sa, 25.08.07    Sa, 08.09.07                         Demontage Schneidradantrieb und Schneidenschuss
Sa, 25.08.07-So, 26.08.07    Sa, 08.09.07
So, 09.09.07    22.00 Uhr -06.00 Uhr            Abtransport Schneidradantrieb und Schneidenschuss
So, 26.08.07    So, 09.09.07                        Demontage Mittelschuss
So, 26.08.07-Mo, 27.08.07    So, 09.09.07 -Mo, 10.09.07    22.00 Uhr -06.00 Uhr    Abtransport Mittelschuss sowie Demontage, Abtransport Großkran und Umsetzen Hilfskran am 10.09.07 bzw. Abtransport 500 t Kran am 27.08.07
Mo, 27.08.07    Mo, 10.09.07                       Demontage Erektor, Erektorfahrträger, Schildschwanz
Mo, 27.08.07-Di, 28.08.07    Mo, 10.09.07
Di, 11.09.07    22.00 Uhr -06.00 Uhr            Abtransport Erektor, Erektorfahrträger,
Schildschwanz
Di, 28.08.07    Di, 11.09.07    06.00 Uhr       Ende Vollsperrung Kurt-Hackenberg-Platz und Große Neugasse


Nachläufer
Ost                                       West        
Mo, 01.10.07 -Mi, 10.10.07    Mo, 17.09.07 -Mi, 26.09.07    täglich nachts, 22.00-6.00 Uhr Sperrung Kurt-Hackenberg-Platz

Die Maschinen sind weg - aber die "dicken Mädchen" bleiben!

Auch wenn die Tunnelbohrmaschinen abtransportiert sind, bleiben die dicken Mädchen da, wo sie hingehören: in Köln!

Mit Durchführung eines Wettbewerbs wurden die Schildbohrer nach dem Karnevalshit der Höhner "Dicke Mädchen haben schöne Namen?" benannt, nämlich "Tosca", "Rosa" und "Carmen". Der Zeichner Roland Böndel gab den "Bohrmädchen von Köln" die dazugehörigen Figuren.

Diese haben inzwischen so viele Anhänger gefunden, dass sie aus dem Projekt und aus der Stadt nicht mehr wegzudenken sind. Als Maskottchen werden sie daher die Baumaßnahme weiter begleiten und überall dort auftauchen, wo es etwas zu berichten gibt über die Nord-Süd Stadtbahn - zum Beispiel im Internet unter www.nord-sued-stadtbahn.de mit immer neuen Comics zu aktuellen Ereignissen.

Sollten Sie weitere Informationen benötigen, wenden Sie sich an die Unternehmenskommunikation der Kölner Verkehrs-Betriebe AG, Gudrun Meyer, Mediensprecherin, Tel. 0221/ 547-3338 oder 0151-11733916.



Kopf der Tunnelbohrmaschine nach DurchbruchKVB-Vorstand und Bauausführende mít den Comic-Figuren Tosca, Rosa und Carmen

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